Selbsthilfegruppe

  • Mich beschäftigt seit geraumer Zeit die Frage, was sich eigentlich hinter dem Begriff "Selbsthilfegruppe" verbirgt. Bzw. was ihr damit verbindet.

    Seht ihr ein Forum als eine virtuelle Gemeinschaft, die sich gegenseitig (unter-)stützt?

    Genügt euch der Austausch in der viruellen Welt, oder habt ihr das Bedürfniss diesen auch auf die reale Welt zu erweitern?

    Verknüpft ihr Erwartungen/Hoffungen durch einen Austausch und wenn ja, werden diese erfüllt?


    Mal wieder viele Fragen. Vielleicht könnt ihr mir helfen auf meinem Erkentnisspfad etwas weiter vorran zu kommen.

    Ich bitte darum, das ihr meine Fragen nicht von dem Standpunkt dieses oder eines anderen Forums betrachtet, sondern mehr von einer übergeordneten Sichtweise. Falls das möglich ist.

    Ich bin selten nachtragend, ich kann mir nur vieles merken ;)

  • Hallo Tinker,


    ich kann es dir nicht zum Thema Autismus und Selbsthilfegruppe sagen.
    Aber Für mich allgemeines - ich bin seit vielen Jahren Aktiv in diversen Selbsthilfegruppen und Foren unterwegs.


    viele Grüße

  • Ich sehe eine Selbsthilfegruppe als Gruppe von Leuten an, die mindestens ein ähnliches Problem wie ich haben und sich gegenseitig bei diesem Thema mit Ratschlägen unterstützen. Das kann ein Forum sein, das kann auch ein reales Treffen sein. Oder aktuell auch einfach eine online-Konferenz.


    Da eine meiner SHG schon eine Weile nicht mehr real stattfindet und online bei dem Thema für mich nicht in Frage kommt, merke ich schon, wie mir der Austausch fehlt für dieses eine Thema.

  • Mir geht es wie dir, Garfield - zumindest, was Selbsthilfegruppen angeht. :)

    Das Autistenforum (nicht der wirkliche Name des Forums) in dem ich in den letzten jahren viel war, hat für mich in den letzten Monaten/Jahren keine Verbundenheit und keine Unterstützung bedeutet, sondern Fremdheitsgefühle und tatsächlich auch Angst und Scham erzeugt. Das ist so ziemlich das Gegenteil davon, was ich mir von einer SHG erhoffe.


    Ich vermisse meine "reale" SHG sehr.

  • SelbsthilfeGRUPPE impliziert in meinem Verständnis 1. ein physisches Treffen und 2. dass man dabei zwingend über sein(e) Probleme(e) spezieller Art redet. Ist vielleicht von Fernsehdarstellungen von Anonymen Alkoholikern o.ä. beeinflußt, aber damit verbinde ich ich erstmal (unerwünschte) Nähe mit Fremden. Ein Forum, das erklärtermaßen auf eine Gruppe ausgerichtet ist, die bestimmte Probleme mit mir gemeinsam hat, gefällt mir da schon viel besser: man kann über die Probleme schreiben, ohne besondere Nähe zulassen zu müssen (mit der ich "merkwürdigerweise" ^^ Schwierigkeiten habe). Die Forentreffen des Aspie-Forums in Bonn fand ich dagegen sehr schön, weil sie eben nicht als Selbsthilfe ausgerichtet - und es genau deshalb sind: man trifft sich unter Leuten, die (wie ich gleich beim ersten Mal feststellen durfte) irgendwie auf einer ähnlichen "Wellenlänge" sind, muss aber nicht zwanghaft über AS reden - und tut es dann recht entspannt doch, was ich sofort ungemein hilfreich fand. Insofern würde ich an Deiner Stelle nicht allzuviel mit dem Begriff hadern, sondern eher den Sinn sehen: ja, das Forum ist in gewisser Weise eine Selbsthilfegruppe, aber auch physische Treffen, die nicht so heißen, können genau diese Funktion erfüllen.

  • Ich verbinde einen Widerspruch innerhalb eines Wortes damit. Selbsthilfegruppe. Verwirrt mich nach wie vor noch, gewöhne mich aber langsam dran.


    Danach folgendes. Ich unterscheide zwischen real und virtuell.

    Virtuell SHG(-ähnliche) Foren: Kaum Erwartungen, zwangloser Austausch. Angenehm, da häufig beiläufig neue Erkenntnisse oder die gleichen in anderer Form, andere Perspektive gewonnen werden können.


    Real habe ich deutlich mehr Erwartungen, weil ich da persönlich hinkommen muss, ÖPNV nutze, Zeit und Energie aufwende. Da ist schon ein Grundsatz: Da muss was dabei rumkommen. Etwas positives.


    Allen gemein hat: Es ist eine x-beliebig große Gruppe (real meist aus dem gleichen Ort oder der näheren Peripherie und aufgrund der Räumlichkeiten in der Größe eingeschränkt), in beiden Varianten gibt es Regeln, die es einzuhalten gilt (real wird, so die Theorie und was ich gehört habe, die Gruppe ein wenig geführt) usw.

  • Dann schreib ich auch mal.


    Ich bin seit vielen Jahren in einer Selbsthilfegruppe selbst in der Leitung tätig.

    Bei uns kommen Betroffene und wenn sie möchten auch deren Angehörige.

    Es wird über die Erkrankung/Behinderung geredet - aber wen nicht reden möchte muss dieses nicht tun.

    Jeder erzählt das was er mag, wir haben immer wieder mal Teilnehmer dabei dir nur sich kurz vorstellen und dann nur zu hören möchten.

    bei manchen ergibt es sich etwas später das sie sich doch zu wort melden. Sei es in der Großen Gruppe oder auch im kleinen 2-3 Gespräch.

    Ich kenne es selbst und unsere Teilnehmer berichten davon das es ihnen hilft mit Anderen Betroffenenzu sprechen und das man sich nicht meh so alleine fühlt. (aber es gibt auch immer wieder Teilnehmer die nur 1 mal da waren - da sie merken es ist nichts für sie, was auch vollkommen ok ist)


    Für uns ist es wichtig das sich jeder mit seinem Thema bei uns hoffentlich aufgehoben fühlt. Daher sprechen wir auch Themen an wo wir wissen das sich viele nicht trauen es an zu sprechen aber eigentlich gerne drüber reden würden.

    Wir wissen das manchmal aus den Kontakten Freundschaften entstehen.


    Die BundesOrganisation - der ich als Pivatmensch und Ansprechpartner angehöre (unsere SHG ist eigenständig)

    macht zudem Große Kongresse für Betroffen - bei den Ärzte berichten und auch Betroffene fragen stellen können.

    Zudem bieten sie gelegentlich Freizeiten an.

    und Fortbildungen für die Ansprechpartner und SHG - Leiter


    Für unser kleine Gruppe kommt sowas aber nicht in frage wir sind die verbinung unter Betroffenen.


    Vor Corona waren wir nur Live, seit Corona aktuell nur Online.

    In zukunft wollen wir beides an bieten an getrennten terminen.

  • Seht ihr ein Forum als eine virtuelle Gemeinschaft, die sich gegenseitig (unter-)stützt?

    Ja, so sollte es meiner Meinung nach eigentlich sein. Man sollte sich gegenseitig helfen, freundlich und verständnisvoll sein. Leider ist aber oft das Gegenteil der Fall. Ich hab da leider schon ziemlich üble Erfahrungen gemacht. :|


    Genügt euch der Austausch in der viruellen Welt, oder habt ihr das Bedürfniss diesen auch auf die reale Welt zu erweitern?

    Früher hat mir der Austausch in der virtuellen Welt gereicht, aber die schlechten Erfahrungen haben dafür gesorgt, dass ich das irgendwann auch auf die reale Welt ausgeweitet hab. Nicki und ich haben uns dann mit ein paar anderen Aspies verabredet ( Benji ist übrigens einer davon) und was anfangs eigentlich nur eine kleine, private SHG werden sollte, ist mittlerweile längst zur Freundschaft geworden. 8)


    Verknüpft ihr Erwartungen/Hoffungen durch einen Austausch und wenn ja, werden diese erfüllt?

    Ja, ich hab mir davon erhofft, dass ich ehrliches Feedback zu mir und meinen Problemen bekomm und man mir hilft, mich zu ändern, statt einfach nur wild drauflos zu kloppen, mich fertig zu machen und mir zu sagen, dass ich auf deutsch gesagt ein asoziales A....loch wär. Ich hab erwartet, dass man ehrlich und respektvoll miteinander umgeht und sich gegenseitig hilft. Bisher wurden meine Hoffnungen und Erwartungen voll erfüllt. :):thumbs_up:


    Ich bitte darum, das ihr meine Fragen nicht von dem Standpunkt dieses oder eines anderen Forums betrachtet, sondern mehr von einer übergeordneten Sichtweise. Falls das möglich ist.

    Das ist ziemlich schwierig, wenn man so schlechte Erfahrungen wie ich gemacht hat. Zwischen dem, wie es optimalerweise sein sollte und dem, wie es in Wirklichkeit ist, besteht leider oft ein riesengrosser Unterschied. :(

    Touch not the cat bot the glove

  • Mich beschäftigt seit geraumer Zeit die Frage, was sich eigentlich hinter dem Begriff "Selbsthilfegruppe" verbirgt. Bzw. was ihr damit verbindet.

    Für mich ist eine Selbsthilfegruppe eine Gruppe, wo jeder offen über sich und seine Probleme reden kann, einem mit Verständnis begegnet wird, man ernstgenommen wird und man sich gegenseitig hilfreiche Tipps gibt. Eine Gruppe, wo man sich auch mal so richtig auskotzen darf, ohne dass es von den anderen Teilnehmern gleich als "Mimimi" abgestempelt wird.


    Seht ihr ein Forum als eine virtuelle Gemeinschaft, die sich gegenseitig (unter-)stützt?

    So würde ich es mir wünschen, aber es geht mir da wie Highlander ; ich habe leider das Gegenteil erlebt. Ich bin aber guter Hoffnung, dass ich hier eine virtuelle Gemeinschaft finde, wie ich es mir wünsche.


    Genügt euch der Austausch in der viruellen Welt, oder habt ihr das Bedürfniss diesen auch auf die reale Welt zu erweitern?

    Mir reicht der Austausch in der virtuellen Welt definitiv nicht. Er beschränkt sich in meinem Fall auf dieses Forum, da andere Foren mich viel zu sehr aufregen und mir nicht guttun. Vielleicht bin ich einfach zu empfindlich für andere Selbsthilfeforen; jedenfalls fühle ich mich dort einfach nicht gut aufgehoben.


    Verknüpft ihr Erwartungen/Hoffungen durch einen Austausch und wenn ja, werden diese erfüllt?

    Ich möchte mich mit Menschen austauschen, die ähnliche Probleme wie ich haben und die meine Probleme daher nachvollziehen können und mir bestenfalls Tipps geben können, die ihnen selbst auch schon gut geholfen haben. Aber ich wünsche mir auch einfach nur mal ein bisschen Ablenkung und Zeitvertreib. Außerdem erwarte ich mir einen Austausch auf Augenhöhe und mit Respekt. Hier und in der Freundschaft mit den anderen Autisten ist das auch der Fall.

    Mein Avatar wurde von der Userin Elbenfrau gezeichnet.

  • Ich hab mit RL-Gruppen eher Probleme. Ich helfe gerne das ist nicht das Problem. Mir fehlt aber das Vertrauen von meinen eigenen zu erzählen. Das ist im virtuellen Raum leichter.

    Allerdings habe ich mich auch schon geärgert in Foren zuviel erzählt zu haben. Das kommt aber sehr auf das Forum an.

    Hohe Zahlen bei der Editierungsanzeige zeigen nicht, dass ich permanent meine Meinung ändern würde. Ich habe nur Probleme Rechtschreib- und Grammatikfehler zu tolerieren und korrigiere diese daher, wenn ich sie sehe. Dennoch kann auch ich Tippfehler übersehen. In diesem Fall bitte ich um Nachsicht.

  • Eine Endgültgie Antwort habe ich auf meine Fragen noch nicht gefunden. Aber ein bisschen klarer bin ich jetzt schon. Vieles von dem, was ihr so geschrieben habt, ist für mich teilweise wie "Eulen nach Athen tragen"(RW)...


    - Ich finde es schwierig mich Menschen anzuvertrauen, die ich eigentlich nicht kenne.

    - Anscheinend kämpfe ich aber mit Problemen, die Menschen, die ich kenne und auch mag, nicht nachvollziehen können.

    - Ich bin mir unsicher, ob das, was mir wichtig erscheint, nicht einfach eine Form von extremen Individualismus bzw. unsichere Selbstdarstellung ist.

    - Die Reaktionen auf meine Äußerungen oft befremdlich bis verstörend waren (das ist hier im Forum nicht so. Im RealLife leider zu oft).

    - Das es aber auch sehr schwierig ist, Menschen zu finden, die auf einer ähnlichen Ebene "funktionieren", auf der auch ich mich bewege.

    - Das vertrauen anscheinend in der virtuellen Welt noch brüchiger ist, als im RealLife. Vermeindliche Anonymität fördert wahres zu Tage?


    Letztendlich bleibt eine alte Frage offen. Ist sich auf Augenhöhe begegnen ein unüberwindbares Hinderniss?

    Ich bin selten nachtragend, ich kann mir nur vieles merken ;)

  • Ich habe an Selbsthilfegruppen teilgenommen, die mir nichts gebracht haben.

    Thema war soziale Kompetenz zu stärken - da waren Rollenspiele gemacht worden, die sich für mich durchweg falsch angefühlt haben.

    Somit wurden meine Erwartungen, die ich daran geknüpft hatte, herbe enttäuscht.

    Viel mehr geholfen hat mir u.a. dieses Forum

  • Ich war im Laufe der Jahre in mehreren Selbsthilfegruppen, die mir allesamt absolut nichts gebracht haben. Es war für mich immer irgendwie etwas Aufgesetztes, das mit dem realen Leben Leben wenig bis garnichts zu tun gehabt hat. Dazu kamen immer meine Probleme, in einer Gruppe zu Wort zu kommen und Gehör und Verständnis zu finden. Das war für mich alles sehr kontraproduktiv und sehr frustrierend (egal ob moderierte oder unmoderierte Gruppen, real oder per Videochat...). Ich bin einfach kein Mensch der in einer Gruppe zurecht kommt, ganz egal ob die anderen autistisch sind oder nicht. Mir persönlich bringt es viel mehr, z. B. in Foren über ein konkretes Problem zu diskutieren uns dabei ggf. Lösungsansätze zu finden.

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