Leute auf ihr Befinden ansprechen

  • Hallo,


    die Verkäuferin in der Apotheke wirkte auf mich reserviert, was mich seitdem beschäftigt, weil ich Perspektivwechsel gar nicht gut kann.


    Gründe für meinen Eindruck über sie kann es natürlich viele geben. Mein Eindruck muss auch nicht stimmen.


    Vielleicht wirkte ich unfreundlich auf sie. Oder sie hatte einen schlechten Tag, oder kollegiale Probleme, etc.


    Deswegen mein Gedanke, anzusprechen was ich wahrnehme. "Sie wirken auf mich etwas reserviert" zum Beispiel.


    Jetzt aber die Frage, kann man das einfach so machen? Oder wäre das zu direkt oder zu privat/persönlich?


    Ich gehe davon aus, dass so eine offene Rückmeldung unter nicht-Autisten vermutlich unangebracht wäre?


    Mir geht es hauptsächlich darum, dadurch herauszufinden ob ihr Verhalten evtl. mit mir zu tun haben könnte.


    In Selbstreflexion bin ich auch nicht gut und ich merke oft nicht, wie ich auf andere Menschen wirke.


    LG Pixel.

  • Ich finde das unangemessen eine fremde Person, mit der man nur sehr kurz interagiert darauf anzusprechen, wie sie auf einen wirkt. Ich fände es furchtbar, wenn Leute das mit mir machen würden.


    Unter Arbeitskollegen, mit denen man mehr zu tun hat oder Bekannten und Freunde ist das etwas ganz anderes, finde ich.

  • Danke für die Rückmeldung. :)


    Das heißt es ist bei einer kurzen Interaktion dann auch egal, wie ich wirke?


    LG Pixel.

  • Das heißt es ist bei einer kurzen Interaktion dann auch egal, wie ich wirke?

    Ja, finde ich schon, sofern du nicht völlig aus dem Rahmen fällst (RW), also nicht aufs Kassenband springst oder die Leute laut anschreist o. ä. ;) Ob du irgendwie komisch rüberkommst ist meines Erachtens egal. Ist mir bei mir jedenfalls egal. Ich musste heute zweimal Mitarbeiter im Baumarkt ansprechen. Vielleicht fanden die es komisch, dass ich eine Sonnenbrille trug. Macht mir aber nichts. Ich habe die Leute gesiezt, "bitte" und "danke" gesagt. Ich finde das muss reichen.

  • Das heißt es ist bei einer kurzen Interaktion dann auch egal, wie ich wirke?

    Ich halte es durchaus für möglich, dass die Apothekerin, zu diesem Zeitpunkt, einfach schlechte gelaunt war. Ganz unabhängig von dir!

    Warum beschäftigt dich das? Ich frage, weil mir das ähnlich geht.


    Ich habe die Leute gesiezt, "bitte" und "danke" gesagt. Ich finde das muss reichen.

    Das ist schon mehr als viele andere zustande bringen!!

    Ich bin selten nachtragend, ich kann mir nur vieles merken ;)

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  • Jetzt aber die Frage, kann man das einfach so machen? Oder wäre das zu direkt oder zu privat/persönlich?

    Zu direkt.

    Ich gehe davon aus, dass so eine offene Rückmeldung unter nicht-Autisten vermutlich unangebracht wäre?

    Ich würde dir auch als Autist nicht antworten. Ich kenne dich nicht, wie ich mich fühle, mach ich mit mir und ggf. Freunden und offiziellen Hilfsangeboten aus.

  • Warum beschäftigt dich das?


    Ich mag es nicht, irgendwas hinein zu interpretieren sondern ich kommuniziere dann lieber offen über etwas.


    Falls es an mir läge das sie evtl. reserviert war, dachte ich würde ich von der Verkäuferin eine Rückmeldung bekommen.


    Da ich über Rückmeldungen wie ich wirke dankbar wäre, würde ich das auch gegenüber anderen nicht negativ empfinden.


    Aber da in der Welt der nicht-Autisten manches anders ist, wollte ich das hier mal ansprechen was ihr dazu denkt/wisst.


    Ich würde dir auch als Autist nicht antworten.


    Mir ging es mit meinem Satz um gesellschaftliche Gepflogenheiten, was unter nicht-Autisten üblich wäre.


    LG Pixel.

  • Mir ging es mit meinem Satz um gesellschaftliche Gepflogenheiten, was unter nicht-Autisten üblich wäre.

    Ich weiß. Ich wollte mit dem Satz deutlich machen: Wenn ich als Autist schon nicht antworten würde, dann wahrscheinlich auch nicht als Nicht-Autist. Oder anders: Ich hätte dir auch vor meiner Diagnose nicht geantwortet.

  • Ich würde sowas auch nicht fragen, aber ich würde auch gar nicht bemerken wenn mein Gegenüber "reserviert" wäre.

    Ich weiß noch nichtmal was das ist.

    Hohe Zahlen bei der Editierungsanzeige zeigen nicht, dass ich permanent meine Meinung ändern würde. Ich habe nur Probleme Rechtschreib- und Grammatikfehler zu tolerieren und korrigiere diese daher, wenn ich sie sehe. Dennoch kann auch ich Tippfehler übersehen. In diesem Fall bitte ich um Nachsicht.

  • Pixel

    Ich denke, es gibt einige wenige "Grundregeln".

    "Bitte" und "Danke" zu sagen zählt meiner Meinung nach dazu. Und vielleicht noch das Gegenüber zu beachten (also genau das Gegenteil von missachten).


    Darüber hinaus gibt es sicherlich noch viel mehr Möglichkeiten. Aber ich denke dass dies genügt um Sozialverträglich zu sein.


    Auch wenn ich gewisse Menschen (Supermarkt) zwar nur kurz aber immer wieder treffe, kann ich mir merken, wie diese auf mich reagieren. Daran lässt sich abschätzen, ob diese Person mir gegenüber immer "reservier" ist oder ob das nur gelegentlich vorkommt.

    Bei den "Hot-Spots" die ich immer wieder aufsuche, gibt es einfach Personal, die grundsätzlich Unzufrieden sind. Da kann ich aber auch nichts ändern. Außer vielleicht einmal mehr "Danke" zu sagen und ihnen noch einen schönen Tag/Wochenende zu wünschen.

    Ich bin selten nachtragend, ich kann mir nur vieles merken ;)

  • Mir geht es hauptsächlich darum, dadurch herauszufinden ob ihr Verhalten evtl. mit mir zu tun haben könnte.


    In Selbstreflexion bin ich auch nicht gut und ich merke oft nicht, wie ich auf andere Menschen wirke.

    Das kenne ich. Und dann rattert der Kopf bis in alle Ewigkeit.

    Was ich denke, bzw. festgestellt habe:

    1. Wenn ich mit so jemandem (Verkäufer etc.) schon vorher mal mehr als nur das "Geschäftliche" geredet habe oder irgendwie sonst davon ausgehe, wir haben ein wenig eine kleine Bekanntschaft aufgebaut, traue ich mich manchmal zu fragen: "Ist bei Ihnen alles ok? Sie wirken so niedergeschlagen." Man muss nur vorsichtig sein, da man zum einen damit ihre Professionalität beleidigen kann, zum anderen mit einer evtl. ausführlichen Antwort klarkommen können muss. Sollte sie dann tatsächlich inhaltlich antworten, weißt Du schnell, ob sie Dich doof findet. (Vermutlich tut sie es dann nicht.)

    2. Ich schaue, was für mich das kleinere Übel ist. Werde ich mich vermutlich wieder wochenlang quälen und gehemmt sein, ihr wieder zu begegnen, wenn das ungeklärt bleibt? Dann verschaffe ich mir Erleichterung, indem ich es kläre. Und zwar so, dass sie versteht, was ich will. "Entschuldigung, wenn das jetzt eine total blöde Frage ist, aber es fällt mir nicht so leicht, Situationen abzuschätzen. Ich merke, dass sie zurückhaltender sind als sonst. Und ich frage mich, ob ich etwas falsch gemacht habe." Das mache ich natürlich nur, wenn sonst niemand anwesend ist. Aber dann kriegt man im Normalfall eine nette Antwort, die einem Seelenfrieden bereitet und eine weitere Erkenntnis im Studium der Menschen.

    3. Ich habe bei Erlebnissen, wo ich mich das Obenstehende getraut habe, festgestellt, dass es fast nie mit einem selbst zu tun hat. (Tatsächlich und glaubhaft.) Viele Menschen tragen ihre aktuelle Laune im Gesicht, ohne es zu merken. Da sind private Sorgen oder Ärger mit Kollegen, etc. Und wenn man das mal realistisch betrachtet, sind solche Dinge viel wahrscheinlicher, als dass eine Kundin, die sogar darauf Wert legt, niemandem auf die Füße zu treten, sie jetzt so ärgert. Diese Frau hat ein ganzes Leben. Darin machst Du nur einen verschwindend geringen Anteil aus und bist total unwichtig. (Klingt jetzt negativ, ist in diesem Kontext aber für Deinen Seelenfrieden positiv.) Wenn man da unsicher ist, denkt man halt schnell, dass es an einem selbst liegt. Das ist aber meiner Erfahrung nach fast nie so. (Und meistens finden einen die Leute nettt, nachdem man es geklärt hat. Das ist nämlich sehr mutig und man hat sich das getraut, weil einem das Befinden des anderen wichtig ist.)

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