Beiträge von HCS

    ergo: eine valide Diagnostik ist im Erwachsenenalter so gut wie unmöglich, es
    sei denn, man kann ein Schriftstück aus der Kindheit vorweisen, in dem praktisch bereits steht, man sei autistisch.

    So lese ich den Text auch, und demnach wäre ich nicht autistisch: in den Schulzeugnissen stand damals nix drin außer den Noten. Gab es damals nicht, ging dann in Verhalten und Mitarbeit ein, was auch an den teils riesigen Klassen lag (Grundschule weiß ich nicht mehr, 5. Klasse waren wir 44), da hatten die Lehrer garnicht den Überblick. Ein Kind wie ich es war, das sich eher still verhielt, wenig Kontakte hatte und körperlichen Konflikten aus dem Weg ging, war ziemlich unauffällig für den Lehrer, selbst brutales Mobbing wurde noch nicht wahrgenommen (das lief unter "gesunde Härte unter Jungs"). Auffällig war ich eher zu Hause, aber das zählt bei ihm ja nicht. Da er den Zeitzeugen pauschal unterstellt, dass pro Autismus sprechende Erinnerungen verfälscht weil der vermuteten Diagnose angepasst seien, kann er die Erwachsenenambulanzen eigentlich schließen, bzw. den Zugang auf U50 oder gar U40 beschränken. Diese Behauptung spricht auch nicht für seinen Realitätssinn: sie ignoriert, wie viele Eltern um jeden Preis ein "gesundes" Kind wollen, auch wenn es schon längst erwachsen ist, die Verzerrung dürfte also sehr viel häufiger in die andere Richtung gehen. Triumph des Dogmatismus über die Praxis.


    Ich halte es auch für problematisch, dass er die hohe Rate negativer Diagnosen allein den Patienten anlastet und sie alle zu Möchtegern-Autisten abstempelt - die Ambulanzen machen ja teilweise eine Verdachtsdiagnose in Form einer Überweisung seitens eines niedergelassenen Psychiaters zur Voraussetzung einer Diagnostik, da sind also mit Sicherheit auch einige dabei, die nicht selbst auf die Idee gekommen sind. Die überweisenden Ärzte nimmt er in Schutz (die wissen es seiner Meinung nach halt nicht besser, deshalb fordert er - zu Recht - mehr Weiterbildung) und lädt die Schuld allein bei den Hilfesuchenden ab (die noch viel weniger Sachkenntnis als ein Feld-Wald-Wiesen-Psychiater haben). Nicht der Arzt meines Vertrauens.

    Das Problem, das mich am meisten belastet hat (nicht während des ganzen Lebens, aber über die gesamte Lebenszeit aufsummiert), ist rein intern, da kann die Gesellschaft gar nichts dran ändern. Beziehungsanbahnung ist bei mir jahrzehntelang gescheitert, nicht weil die Gesellschaft rücksichtslos war, sondern weil ich es zuverlässig versaut habe - die Zeichen falsch verstanden, den richtigen Zeitpunkt nicht erkannt etc. Da ist Hilfe von außen nicht möglich, man muss einfach das Glück haben, auf jemanden zu treffen, der intuitiv erkennt, wie man mit dem so komisch reagierenden Vogel kommunizieren muss. Das Glück hatte ich und bin deshalb seit 20 Jahren verheiratet, aber vorher habe ich es (teils trotz beidseitigem Interesse) x-mal versaut. Ein Grund, weshalb ich dann über die späte AS-Diagnose nicht unglücklich war, weil aus gefühltem Versagen rückblickend angeborene Inkompetenz wurde, was sich entschieden besser anfühlt (ja, manchmal ist völlige Inkompetenz eine freundlichere Erklärung als "immer wieder etwas verbockt, was ich doch eigentlich können muss, weil ich die Fehler alle schon mal gemacht habe"). Und auch die fehlende Fähigkeit Netzwerke zu bilden und zu pflegen, die mir das Berufsleben erschwert hat, ist nicht von außen verschuldet oder verschärft - ich kann es halt nicht so gut wie andere, fertig.

    Ich finde es problematisch, dass eine (auf dem beschränkten Platz notwendigerweise) so oberflächliche Darstellung ausgerechnet auf einer Info-Seite gebracht wird, die vermutlich viele Betroffene lesen, und zwar gerade in der "Findungsphase" um ersten Verdacht und Diagnostik herum. Das ist unnötige Verunsicherung in einer Situation, wo man ohnehin verunsichert ist. Zumal auch seine vermeintlichen Medien-Vorbilder nicht ganz überzeugen - Dr. House ist sogar völlig daneben, da kommt Autismus mW in genau einer Folge bei einem Patienten vor, während House selbst höchstens als Narzisst, aber sicher nicht als Autist rüberkommt. Ganz abgesehen davon, dass Dose Behauptungen einstreut, die auch für den Laien als zumindest stark übertrieben erkennbar sind - dass einzig ASS bei Psychiatern "angefordert" würde, halte ich für ausgeschlossen, wo es doch die mindestens ebenso schicke Modediagnose "Burnout" gibt, die suggeriert, der Betreffende habe sich quasi aufgeopfert in höherem Interesse. Wenn im Job überfordert, dann doch eher Wunschdiagnose Burnout (heilbar und für manchen auf Leistung Fixierten eher unter "Orden und Ehrenzeichen" als unter "Krankheit" verbucht) als Autismus (nicht nicht heilbar und nicht bei jedem positiv besetzt).


    Er hätte sich mE statt solcher Sprüche noch deutlicher in der Richtung positionieren sollen, dass es außer ASS noch andere Diagnosen gibt, also dass jemand mit Problemen sich nicht vorschnell auf ASS festlegen soll, denn ich halte die Zahl der völlig unbegründeten Diagnosen für eher unbedeutend. Wer zum Psychiater geht, hat idR ein echtes Problem, die Frage ist dann nur, welches. Dagegen kann ich mir schon vorstellen, dass manche Leute lieber als Autisten durch die Gegend laufen würden und nicht als Bipolare, Schizoide oder gar Narzissten, was sie wirklich sind. Und da kann die Wunsch- statt der korrekten Diagnose natürlich erheblichen Schaden anrichten.

    Ich lasse die komplette Schuld nur nicht bei mir, sondern teile diese auf

    Das dürfte ein wesentlicher Unterschied Deiner und meiner Sichtweise sein: ich sehe für meine Beeinträchtigungen weder bei mir noch bei der Gesellschaft Schuld. Sie sind halt da, und es liegt an mir, sie entweder selbst zu minimieren oder meiner Umwelt mitzuteilen, was sie dazu beitragen kann.

    So grandios kann das wohl kaum jemand im wahren Leben. Eine derart ausgeprägte bildliche Vorstellung auf dem Weg zur Lösung wie bei ihm setzt ja auch die passenden kognitiven Fähigkeiten voraus, anders gesagt, einem intellektuell mittelmäßig ausgestatteten Arzt würde auch die Fähigkeit, Dinge vor dem inneren Auge zu sehen, nicht viel nützen. Es erinnert mich aber an meine Synästhesie, die mir beim Verabeiten von Zahlen hilft, v.a. weil das ja auch mit einer Wahrnehmung vor dem inneren Auge einhergeht - allerdings nicht auf solch brillantem Niveau.


    Ansonsten erkenne ich mich in vielem in ihm wieder, abgesehen vom Ausmaß der Beeinträchtigung. Im wahren Leben würde jemand wie er wohl kaum ein Medizinstudium bis zum Examen durchstehen. In der ersten Staffel war in jeder Folge mindestens eine Szene, wo ich quasi in den Spiegel geschaut habe - das hätte mir so oder ganz ähnlich auch passieren können. Das waren meistens Szenen, wo die Kommunikation schiefging.

    Behindern würden andere Menschen mich nur, wenn die das absichtlich/böswillig machen würden, was aber ja nicht der Fall ist. Sie machen das ja im für sie völlig normalen Rahmen. Für sie ist die Musik nicht zu laut und die Musik lenkt sie auch nicht ab. Die ist halt nur für uns zu laut und lenkt nur uns ab. Weil wir da eben durch unsere überempfindlichen Sinne und unsere schnelle Überforderung behindert werden.

    Gerade das ist aber ursächlich im Autismus. Natürlich kann es von Aussen gelindert werden. Die Behinderung selbst geht davon aber nicht weg. Richtwert ist halt immer die "Norm". Normale Menschen juckt das halt eben nicht.

    Ich kann auch nicht verlangen, dass die Menschen sich gefälligst nicht mehr zu parfümieren haben oder das die Industrie Parfüm grundsätzlich wegzulassen hat damit niemand quasi aus Versehen mir Probleme bereitet.

    Das Problem bin eindeutig ich, bzw mein Autismus. Allerdings kann es durch Entgegenkommen gelindert werden.


    In erster Linie behindert also der Autismus, in zweiter Linie die Gesellschaft.

    So sehe ich es auch, zumal ich wenig Probleme mit der Reizempfindlichkeit habe. Meine Probleme liegen v.a. im sozialen Bereich - als ich noch nichts von AS wusste, habe ich mich selbst auch schon mal als "Sozialkrüppel" bezeichnet. Und das kommt nur von innen, nicht von der Gesellschaft.

    Gefühlt keine Krankheit. Aber warum?

    Ich denke, weil es eine dauerhafte, mehr oder weniger gleichbleibende Einschränkung ist. Also mehr wie meine Kurzsichtigkeit, nur gravierender, weil es dafür keine Brille gibt. Kurzsichtigkeit würde ich auch nie als Krankheit bezeichnen, ist auch ererbt und eben dauerhaft. Oder Bein ab nach Unfall. Ist auch keine Krankheit, aber eine dauerhafte Einschränkung.

    Bein ab und AS sind für mich aber Behinderungen, weil nicht durch Hilfsmittel auszugleichen, Kurzsichtigkeit nicht, weil die Brille sie komplett ausgleicht (abgesehen davon könnte man sie mittlerweile sogar per Laser "heilen", was mir aber kein Bedürfnis ist - ich habe ja die Brille).

    tinker

    Das ist Geschmackssache. ich nehme gekochten in Scheiben, der passt mE am besten. In kleine Rechtecke schneiden und als eigene Lage zwischen Kartoffeln und Blumenkohl streuen.

    Das Gericht kann man zusätzlich variieren durch das Fett, das man dazutut. Butter geht, aber auch diverse Öle. Gestern habe ich es mal mit Leindotteröl probiert (das verwende ich sonst va. bei Kräuterquark). War auch lecker, deutlich anders als mit Olivenöl.

    Verhandlungskunst ist, den anderen so schnell über den Tisch zu ziehen, dass er die Reibungshitze als Nestwärme empfindet

    Ich kenne nur noch 51/4"-Floppies, obwohl mein erster PC noch ein 286er war (der 386er hätte 20.000.- DM gekostet, das war dann doch zuviel). Damals hatte das Institut sogar schon einen "tragbaren" PC von Compaq - wog an die 15kg und hatte einen Bildschirm, der nicht entscheidend größer war als heutzutage bei einem ordentlichen Handy

    Ich habe übrigens an der Arbeit noch mit Lochstreifen gearbeitet

    Ach ja - Lochstreifen gab es ja auch mal... Kenne ich nur vom Funkfernschreiber bei der Bundeswehr, 1976/77. Die Univac an der Uni musste bis etwa 1981 mit Lochkarten gefüttert werden, danach gab es im Institut schon ein Terminal. Und ab Ende 1987 habe ich dann nur noch am PC gearbeitet - anfangs hatte der 20 MB Festplatte(!).

    War mir gar nicht klar, dass der damalige Ostblock so weit zurück war, dass bis zum Schluß Lochkarten Standard waren - bei uns war der Lochkartenleser mW da schon seit einer Weile abgebaut gewesen. Man musste zwar auch bei Terminalbetrieb eine halbe bis zwei Stunden warten, bis der Ausdruck kam (und man dann in zwei Minuten die Korrekturen drin hatte, um den nächsten Lauf zu starten), wofür man jedesmal 15 Minuten zum Rechenzentrum laufen musste, aber immerhin ging die Eingabe schon am Bildschirm.

    Blut habe ich ein einziges Mal in meiner Jugend gespendet. Organspende sehe ich ähnlich wie KlarissaKunst - das müssen meine Hinterbliebenen entscheiden, wie überhaupt alles, was "danach" passiert. Mir persönlich ist egal, ob ich für Organspenden (wofür ich mittlerweile sowieso zu alt bin) oder auch zum Üben von den Studenten ausgeweidet werde, ich kriege es sowieso nicht mehr mit. Und wenn es Hinterbliebene gibt, werden die sowieso nochmal gefragt, auch wenn ein Ausweis da ist.

    Dann sind sie bald bei uns - hier war gestern Abend der erste kleinere Trupp unterwegs. Wenn richtig Betrieb ist, höre ich sie fast den ganzen Tag - wir sind hier (Nähe Bonn) direkt unter der westlichen Hauptzugroute, und ein Dorf weiter machen sie regelmäßig einen Zwischenstop.