Nur bei der Kommunikation wird notorisch, beständig an der zwanghaften Verhaltensweise festgehalten, obwohl die damit verbunden Probleme offensichtlich und allgegenwärtig sind.
Das sehe ich anders. Diese Art der Kommunikation ist über Jahrtausende gewachsen und wäre sie nicht effektiv und sinnvoll, dann hätte sie sich nicht dauerhaft etablieren können. Nur, weil sich diese Art der Kommunikation für Autisten vielleicht nicht erschliesst, heißt das doch noch lange nicht, dass sie deswegen ineffektiv oder gar fehlerhaft ist.
Dieses "andere Art des Seins" negiert die Probleme nicht. Es ist eine positivere Ansicht, statt der vorherrschenden defizitären Ansicht.
Eine Person definiert sich anhand seiner Stärken (positv) und nicht seiner Schwächen (eher negativ).
Wenn die Schwächen immer unter den sprichwörtlichen Teppich gekehrt werden, dann negiert man sie aber doch quasi. Ich finde es wichtig, auf die Schwächen zu schauen, denn nur wenn die Leute meine Schwächen kennen, können sie darauf auch Rücksicht nehmen. Würde ich mich nur über die Stärken (die ich nicht mal habe!) definieren, würden sie doch gar nicht sehen, welche Schwächen ich habe, würden darum "normales" Verhalten und "normale" Leistung von mir erwarten und ich wäre ständig überfordert, weil ich Beides nicht leisten kann.
Wesentlich schlimmer ist die, leider immer noch weit verbreite Annahme und in den Köpfen der Menschen vorhandene Bild eines Autisten, der ständig wippt, bei Berührungen komische Laute von sich gibt und dauerhafte Betreuung benötigt. Ursache dafür war die defizitäre Darstellung von Autisten in den Medien.
Wie Ginome schon sagte, liegt das daran, dass man früher nur solche Autisten kannte. Mein Cousin ist übrigens so ein Autist. Bei ihm finden sich leider nur Defizite. Er ist allein in keiner Weise überlebensfähig und die einzige Weise, in der er sich verständlich machen kann, ist ein Falten der Hände, was soviel wie "Möchte haben!" bedeutet. Er lebt komplett in seiner eigenen Welt und niemand weiß, was in seinem Kopf vor sich geht. Sowie um ihn rum mehr Menschen sind und es dadurch unruhig wird, rastet er aus, schlägt sich selbst blutig und kneift oder beißt jeden, der ihm in die Quere kommt. Und solche Menschen wie er werden durch diese Betonung auf "andere Art des Seins" und das Definieren über die Stärken völlig unter den Teppich gekehrt. Dadurch wird der Anschein erweckt, als gäbe es nur noch leicht betroffene Autisten, die nur Stärken haben und mit etwas Hilfe gut im Leben zurechtkommen. Dem ist aber definitiv nicht so.