Autismus-Spektrum-Störung: „Eine Therapie ist nicht automatisch indiziert“

  • Das wird sogar sehr gehäuft sein der Gedanke von dir.

    Ich denke es gibt sehr viele Autisten die bei Psychologen und Psychiatern in Behandlung sind und Fehldiagnosen haben.

    Die Therapie also nicht wirkt bzw kontraproduktiv sein kann wenn Autismus vorliegt

    Da kann man nur von Glück reden wenn jemand den Verdacht stellt und an eine spezialisierte Stelle zur Abklärung verweist,oder jemand durch Zufall selbst auf den Autismusverdacht kommt.

    Das wird also nicht selten auch so sein wie du denkst und es wird auch bestimmt genug geben die das durchgemacht haben.

  • Ich war mit meiner Mutter beim "Papst". Das einzige, was meine Mutter gefragt wurde war... "und wie sehen sie das?"

    3-4 Sätze von meiner Mutter und fertig. Das ganze war dann in 80min. erledigt.

    Respekt vor so viel Professionalität :thumbs_up:

    Ich bin selten nachtragend, ich kann mir nur vieles merken ;)

  • Bei meinem Sohn wurde der Autismus am Anfang ausgeschlossen.

    Ich denke er war so vier oder fünf Jahre, wie ich zu der Fachwelt meinte, können sie mal nach Autismus schauen.

    Auffällig war er schon sehr früh, ab dem Kindergarten sogar von dem Personal bestätigt.

    Alle meinten nach viel Diagnostik, kein Autismus.

    Umzug, neue Anlaufstelle und schwups gab es nach drei Terminen die Diagnose Atypischer Autismus.

    Das fühlt sich für mich als Mutter nicht gut an. Es fühlt sich an, als wenn ich so lange gesucht hätte, bis ich jemanden finde der mir recht gibt.

    Aber dem ist nicht so.

    Er ist Autist, inzwischen mehrfach bestätigt.

    Ich kenne jetzt auch einige erwachsene Autisten und sehe, wie wichtig es ist, das die Bedürfnisse ernst genommen werden. Nicht ernst genommen zu werden, treibt viele in ungute Gewässer.


    Ich würde mir wünschen, das im hier und jetzt geschaut wird, was gebraucht wird.

    Wo ich die Alltagsbegleitung mache, ist Spätdiagnostiziert mit einer super Ausbildung.

    Da denke ich so oft, da geht der Fachwelt etwas verloren. Da möchte gearbeitet werden und wird nicht gelassen.

  • Es geht hier doch nicht um autistische Züge...

    Im Endeffekt schon. Ohne Zeitzeugen aus der frühen Kindheit geht man von einem späterem Erworbenem aus. Das sind dann autistische Züge.

    Nochmal...was ist wenn es keine Kindheitszeitzeugen gibt?

    Dann darf immer noch gemäß Leitlinien keine Autismusdiagnose gestellt werden.

    wie meist Du das...die Krankenkassen sind bei Autismus "raus"?

    Krankenkassen zahlen bei Autismus keine Therapien. Das lâuft über die Eingliederungshilfe.


    Aber zumindest zahlt die Krankenkasse die Autismus-spezifische Therapie MATE, DATE, FASTER usw.

    Nein, tun sie nicht.

    Die gesetzlichen Krankenkassen zahlen nur Therapien wenn der Grund nicht Autismus heißt. In der Regel werden Depressionen bei der Beantragung angegeben.


    Bei nicht vorhandenen Zeitzeugen, welche nicht zwingend Personen sein müssen, haben die Patienten tatsächlich Pech sollten die wirklich Autismus haben.


    Bei einer tiefgreifenden Entwicklungsstörung ist es aber schon logisch, dass man die gestörte Entwicklung auch nachweisen muss. Das geht ohne Zeitzeugen halt nicht.

    Hohe Zahlen bei der Editierungsanzeige zeigen nicht, dass ich permanent meine Meinung ändern würde. Ich habe nur Probleme Rechtschreib- und Grammatikfehler zu tolerieren und korrigiere diese daher, wenn ich sie sehe. Dennoch kann auch ich Tippfehler übersehen. In diesem Fall bitte ich um Nachsicht.

  • Nein, tun sie nicht.

    Die gesetzlichen Krankenkassen zahlen nur Therapien wenn der Grund nicht Autismus heißt. In der Regel werden Depressionen bei der Beantragung angegeben.

    DATE wurde bei mir von der Krankenkasse bezahlt.

    Und ich vermute bei den anderen oben genannten Autismus-spezifischen Therapien ist es genauso.


    Ohne Zeitzeugen aus der frühen Kindheit geht man von einem späterem Erworbenem aus. Das sind dann autistische Züge.

    Autistische Züge ist als Begriff nicht genau definiert.

    Ich habe ihn immer so verstanden:

    Autismus ist ein Spektrum und Nicht-Autismus ist ein Spektrum.

    Und es gibt NAs, die erfüllen halt einige Autismus-Diagnosekriterien, allerdings nicht genug um eine Diagnose zu erhalten.

    Sozusagen NAs, die in ihrem Spektrum nahe am Autismusspektrum sind.

    (So könnte jemand zum Beispiel Zeitzeugen haben, die belegen, dass es nicht später erworben ist, aber die Beeinträchtigung im Alltag fehlt.)


    Bei nicht vorhandenen Zeitzeugen, welche nicht zwingend Personen sein müssen, haben die Patienten tatsächlich Pech sollten die wirklich Autismus haben.

    Für mich ist dieses 'Pech' nicht akzeptabel.

    Es müsste eine Lösung geben.

  • Und das ist, was mich seit geraumer Zeit umtreibt.

    Was bringt es, eine Diagnose zu besitzen?

    Gegenüber den behördlich-/medizinischen Stellen einen Vorteil?


    So wie das Ginome beschrieben hat, eher nicht.


    Ich habe wohl das seltene Glück, mit einer Therapeutin reden zu können, die mir hilft die andere Seite und mich besser zu verstehen.

    Ich bin selten nachtragend, ich kann mir nur vieles merken ;)

  • tinker


    Ich empfinde es nicht als Nachteil eine Diagnose zu haben.


    OK, alleine aufgrund der Diagnose zahlt die Krankenkasse keine Psychotherapie...


    Aber ist eine Psychotherapie bei Autismus ohne Komorbidität denn wirklich nötig?

    Ist Psychoeduktion nicht wichtiger?

    (siehe DATE etc.)

    Ist eine Selbsthilfegruppe, ein Forum da nicht viel hilfreicher?


    Und zum Thema Psychotherapie, also mit Komorbidität wie z. B. Depression:

    Es ist generell schwierig an einen Psychotherapie Platz zu kommen.

    Die Wartelisten sind voll.

    Zu wenig Therapeuten und hinzu kommt dann noch, die wenigsten haben Ahnung von Autismus.

    Aber ich habe bis jetzt nicht die Erfahrung gemacht wegen Autismus abgewiesen zu werden....eher wegen voller Wartelisten.


    Und ob Psychotherapie funktioniert, ist doch immer individuell...ich meine, jeder muß selber entscheiden (auch der Therapeut), ob das Verhältnis Therapeut/Patient stimmig ist.

    Und wenn der Therapeut offen ist für Neues, kann er sich auch in das Thema Autismus einarbeiten.


    Ich empfehle hierzu diesen Artikel:

    Welche Ziele verfolgt die Psychotherapie bei hochfunktionalen Autismus-Spektrum-Störungen?
    Das Thema Autismus hat – medial betrachtet – enorm an Fahrt aufgenommen: Jedes Jahr gibt es mehr Dokumentationen, Bücher und Filme zum Thema, und Fernsehserien…
    www.autismusspektrum.info


    Ein Beitrag von Andreas Riedel, Mitautor des Buches: „Autismus-Spektrum-Störung bei Erwachsenen“



    Wichtiger ist doch, dass die Diagnose die Hilfen im Alltag ermöglicht die man benötigt.

    Z. B. durch ambulant betreutes Wohnen.

  • DATE wurde bei mir von der Krankenkasse bezahlt.

    Und ich vermute bei den anderen oben genannten Autismus-spezifischen Therapien ist es genauso.

    GATE, FASTER etc läuft doch aktuell noch über Forschung?


    Autismus ist ein Spektrum und Nicht-Autismus ist ein Spektrum.

    Und es gibt NAs, die erfüllen halt einige Autismus-Diagnosekriterien, allerdings nicht genug um eine Diagnose zu erhalten.

    Sozusagen NAs, die in ihrem Spektrum nahe am Autismusspektrum sind.

    (So könnte jemand zum Beispiel Zeitzeugen haben, die belegen, dass es nicht später erworben ist, aber die Beeinträchtigung im Alltag fehlt.)

    Ich kenne den Begriff "autistische Züge" als etwas was genauso aussieht wie Autismus aber keiner ist. Autistische Züge sind das Ergebnis einer anderen Ursache. Beispiele: Schizophrenie, Deprivation, PTBS. Betroffene haben dadurch sehr häufig autistische Züge.

    Das ist so ein Henne-Ei-Ding. Ist erst der Autismus da und dann was anderes ist es Autismus. Ist erst was anderes da und aufgrund dessen autismusähnliches Verhalten sind es autistische Züge.

    Das was Du meinst, also dieses "knapp vorbei ist auch daneben-Ding" nennen die Leute BAP. https://www.verywellhealth.com…d-autism-phenotype-260048


    Aber ich habe bis jetzt nicht die Erfahrung gemacht wegen Autismus abgewiesen zu werden....eher wegen voller Wartelisten.

    Ich schon und nicht nur einmal.. Ich hatte jetzt, nach 10 Jahren Suche, endlich mal Glück.


    Wichtiger ist doch, dass die Diagnose die Hilfen im Alltag ermöglicht die man benötigt.

    Z. B. durch ambulant betreutes Wohnen.

    Hilfe durch Ambulantes Betreutes Wohnen bekommt man auch problemlos mit anderen Diagnosen. Wie geholfen wird ist ohnehin individuell und hängt am Hilfebedarf - nicht an der Diagnose.


    Ein Beitrag von Andreas Riedel

    Mein alter Psychiater :) Leider hats ihn in die Schweiz verschlagen :(

    Hohe Zahlen bei der Editierungsanzeige zeigen nicht, dass ich permanent meine Meinung ändern würde. Ich habe nur Probleme Rechtschreib- und Grammatikfehler zu tolerieren und korrigiere diese daher, wenn ich sie sehe. Dennoch kann auch ich Tippfehler übersehen. In diesem Fall bitte ich um Nachsicht.

  • Zum Thema Therapie bei Autismus kann ich jetzt nur über mich sprechen, aber die wenigen Sitzungen die ich bisher mal hatte haben auch mir einige Denkfehler meinerseits aufgezeigt die mir vorher nicht bewusst waren.

    Also trotz dem Faktor angeborene mögliche andere Wahrnehmung, gucke ich heute völlig anders auf Situationen aus der Vergangenheit die ich lange Zeit als mir gegenüber ungerecht empfunden hatte.


    Mir selbst hilft es also auch an die andere Seite oder Sicht herangeführt zu werden und mich gleichzeitig besser selbst zu verstehen.

    Ist halt die Frage ob man das selber überhaupt braucht oder gar möchte denke ich.

    Für mich ist es irgendwie bereichernd und es entstehen bei mir mehrere sogenannte Aha-Effekte.


    Aber da darf man ja frei wählen und nicht jeder braucht es.

  • Das Problem ist, dass der Begriff "autistische Züge" im Deutschen beides bedeuten kann. Er wird einerseits dafür gebraucht, wenn im Englischen von BAP die Rede ist, als subklinischer Autismus, bei dem zwar die Kriterium qualitativ, aber nicht quantitativ erfüllt sind (keine klinische Signifikanz), aber auch für Verhaltenszüge, die zwar nach Autismus aussehen, aber andere Ursachen, wie zum Beispiel eine Traumafolgestörung, haben. Es ist daher sinnvoll, nachzufragen, was jemand genau meint, wenn er von "autistischen Zügen" spricht.

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!