Menschen mit Austismus haben ein so auffälliges Verhalten, dass eine aufwendige Diagnostik kaum noch nötig ist.
Den persönlichen Erinnerungen an das Verhalten als Kind ist nicht zu trauen.
Auch der Erinnerung der Menschen, die zur Fremdanamnese hinzugezogen werden, ist eher nicht zu trauen
Diese Annahmen sind sehr verwerflich und mit größter Vorsicht zu genießen.
Das Spektrum ist bekanntlich vielfältig und weitläufig. Von daher kann man nicht pauschal sagen, dass Autisten ein generell auffälliges Verhalten haben.
Bei einem auffälligen Verhalten ist es recht einfach, weil erkennbar ist, wie stark eine Person betroffen ist. Es gibt allerdings auch Kleinigkeiten, die nicht sofort auffallen, sondern erst in der genaueren Betrachtung.
Eine generelle Annahme, dass den persönlichen Erinnerungen an die Kindheit nicht zu trauen ist, unterstellt einem Patienten quasi schon eine absichtliche Lüge. Stutzig sollte man werden, wenn sich ein Patient an übermäßig viele Details aus der Kindheit erinnern kann. Das Erinnerungsvermögen ist auch von Person zu Person unterschiedlich.
Ich habe ein sehr gutes Langzeitgedächtnis, dass mir selbst schon mal wie ein Langzeitarchiv ohne Löschmöglichkeit vorkommt. Daher kann ich mich auch an Ereignisse erinnern, bei denen ich vier Jahre alt war. Das sind allerdings nicht sonderlich viele, aber einige. Einiges ist mir auch von den Eltern erzählt worden.
Ob meine sprachliche Entwicklung im Alter von 3 Jahren verzögert war oder nicht wusste ich nicht mehr und musste ich bei meinem Onkel nachfragen.
Das man den Personen, die zur Fremdanamnese hinzugezogen werden, nicht trauen sollte, unterstellt quasi auch schon ein Lügen. Es kommt dabei aber auf das Alter der Person an. Klar, eine 80 jährige Person kann sich, wegen des Alters nicht an alles erinnern oder erinnert sich fehlerhaft. Ein 50- 65 jährige Person kann sich sehr wohl und auch korrekt daran erinnern.
Hilfreich wäre sicherlich, wenn nähere Informationen zur Beziehung und Umgang miteinander vorliegen würden, was allerdings u.U. anmaßend ist und zu weit gehen würde.
Bei mir war keine Fremdanamnese möglich, weil ich keinen Kontakt mehr zu meinen Eltern hatte. Meine Mutter hat auch ein sehr gutes Gedächtnis und es war eine Vertrauensfrage, die mich zu dem Entschluss führte, es alleine zu machen.
Bei der ADHS Diagnose ist sind mir in meinen Grundschulzeugnissen einige Auffälligkeiten aufgefallen. Meine Mutter war Grundschullehrerin und ich musste sie damit konfrontieren, was sie den Eltern ihrer Schüler den raten würde, wenn sie so deutliche Hinweise verfassen würde.
Nach dem Einleitungssatz, "Eindruck das du ein normales Kind bist", ging es dann los mit den Besonderheiten. Es kam auch einiges zum Vorschein, was ich nicht mehr wusste. Ich hätte sie also doch zur Fremdanamnese mit nehmen können.
Für die ASS Diagnostik bei Erwachsenen werden doch auch die Grundschulzeugnisse mit gefordert. Im Diagnostikgespräch können die Diagnostiker aus dem Verhalten ihre Schlüsse ziehen. Eine Person, die die Diagnose haben möchte, weil es gerade "Hipp" ist, verhält sich anders, als eine Person, der es wirklich um die diagnostische Abklärung geht. Einem Diagnostiker mit langjähriger Erfahrung kann bestimmt nicht etwas vor machen um die Diagnose zu erhalten.
Die Diagnose bei Erwachsenen erschwert sich durch unbewusst oder bewusst antrainierte Kompensationsfähigkeiten, weil ohne Kompensation wären sie u.U. viel früher auffällig gewesen.
Ein Erwachsener Autist, der täglich immer das gleiche isst oder nur wenige unterschiedliche Gerichte isst, hatte garantiert in der Kindheit auch nur wenige Gerichte, die er gegessen hat und andere vehement verweigert bzw. nur unter Zwang gegessen.
Die Ambulanzen sind überlaufen, weil es zu wenige Diagnostiker und Fachkräfte gibt, die sich mit Autismus auskennen bzw. zumindest ein Grundwissen haben. Ein studierter Psychologe, Facharzt für Psychiatrie oder Psychotherapeut hat in seiner Ausbildung wenig bis gar keine Inhalte zu Autismus. In Folge dessen, gibt es auch relativ wenige Ambulanzen.
Man könnte einiges heraus filtern, in dem man sagt, dass die Diagnostik, nur mit einer Überweisung eines Psychiaters o.ä. möglich ist. Dafür müsste es allerdings erstmal genügend Psychiater / Psychologen mit Grundwissen geben, die auch einen adäquaten Verdacht äussern können.
Meist ist es ja so, dass der Patient sich vorab viel Informiert hat und dann mit seinem Verdacht zum Arzt geht, um die Überweisung für die Diagnostik zu erhalten. Der könnte dann mit Grundwissen feststellen, ob der Verdacht stimmig ist oder eben nicht.