Schwieriges Verhalten von Kindern

  • Unser Kind war ab so etwa, hmm... anderthalb/zwei Jahren recht häufig am Durchdrehen.

    Ich kann es nicht besser beschreiben- es wirkte nie wütend. Es rannte einfach los und fegte alle Flächen leer, die es sah. Es warf Dinge umher.

    Das war sehr krass und besserte sich langsam und ich bin mir sehr sicher, dass es nicht an mangelnden Grenzen lag (wie Eltern gerne vorgeworfen wird)


    Jetzt ist mein Kind 6 und es gibt noch oft solche Situationen:


    Entweder es springt plötzlich auf und rennt los, dabei wie verrückt kichernd und zT schreiend und mit so einem provozierenden Grundverhalten, und macht einen Quatsch nach dem anderen. Sowas wie das Garderobenfach des Bruders in Sekundenschnelle ausräumen und die Dinge hinter sich schmeißen, die frisch zusammengelegte, aber noch nicht verräumte Wäsche umherschmeißen zum Beispiel.

    Oder es entsteht aus einer Situation heraus, bei der ihm jemand eine Grenze klar macht: Stopp, ich möchte nicht, dass du xy machst.

    Dann versucht es trotzdem, mit aller Macht seinen Plan durchzusetzen. Es geht nicht vom kleinen Bruder runter, der nicht kuscheln möchte. Es lässt den kleinen Bruder nicht in Ruhe arbeiten. Es gibt mir nicht mein/e/n Handy / Rucksack / Ebookreader / Kalender / Stift / Taschenlampe... zurück, nein, es rennt sogar los und versteckt es oder wirft es irgendwohin, wo man nur mit Mühe dran kommt.

    Es schreit los, gerade weil mir das in den Ohren weh tut.


    Oft ist es dann nur noch zu bändigen, indem man es festhält oder einsperrt. Und dabei versucht es dann weiter, mit aller Macht und kichernd, seinen Willen durchzusetzen. Sobald man loslässt oder die Tür aufmacht, rennt es hin und will weiter machen. Wirklich ansprechbar ist es in so einem Moment auch nicht.


    Es... provoziert? Es wirkt definitiv weder wie ein Wutausbruch noch wie ein Meltdown.


    Jemand meinte, das könnte zT Stimming sein.



    Was sagt ihr dazu?

    Kennt das jemand?

    Hat jemand Ideen, was man noch machen könnte?

    Kann das wirklich Stimming sein?



    Habt ihr noch Ideen, wie man damit umgehen kann?

  • Grenzüberschreitungen in Wort und Tat (Anderen also zu nahe rücken, zu persönlich werden) ist schon irgendwie öfter mal ein Thema was auch dokumentiert und häufig ersichtlich ist.

    Genauso wie seinen Willen oder seine Meinung vehement durchsetzten zu wollen. (Persönliche Grenzen werden nicht wahrgenommen und nicht respektiert/akzeptiert/gesehen).

    Bei Überlastung chaotisch werden vielleicht auch noch.

    Das alles kann sein, muss aber nicht und kann halt auch genau im Gegenteil sein.


    Aber was Du sonst schreibst, kann ich gar nicht einschätzen in dieser Hinsicht und leider keine Tipps geben.


    Wenn man keinen Rückzug bekommt könnte sich mir so ein Verhalten noch erschließen, dass Reaktionen komplett im Chaos enden in der Wohnung.

    Aber wenn man nicht in Situationen gebracht wird in die man gerade nicht möchte und gerade nicht komplett überfordert ist, nicht so richtig.


    Aber da ist ja auch wieder der Punkt dass alle etwas unterschiedlich sind.

    Es liegt aber denke ich auch sicher nicht, an zu wenig gesetzten Grenzen der Eltern.


    Ich kann da leider zu den Punkten nicht viel sagen, da sie mir selbst nicht bekannt/vertraut sind.

  • Nach Stimming klingt das für mich überhaupt nicht. 🤔

    Normal ist das nicht, auch nicht für Autisten.

    Hohe Zahlen bei der Editierungsanzeige zeigen nicht, dass ich permanent meine Meinung ändern würde. Ich habe nur Probleme Rechtschreib- und Grammatikfehler zu tolerieren und korrigiere diese daher, wenn ich sie sehe. Dennoch kann auch ich Tippfehler übersehen. In diesem Fall bitte ich um Nachsicht.

  • In manchen Situationen habe ich eine Ahnung, was das Verhalten auslöst.


    Beispielsweise war er von der Aussicht auf ein geplantes Ereignis so aufgeregt, dass er durchdrehte und am Ende zB eine Tomate an die Zimmerdecke schmiss.


    (Zu starke innere Anspannung in Bewegungsenergie umgesetzt, vermute ich)



    Oder bei den oben beschriebenen Beispiel:


    Ein für ihn wichtiger Stein ist seit Wochen verschwunden. Das ärgert ihn.

    Wir saßen beim Essen und alles war gut, bis er plötzlich aufsprang und wieder durchzudrehen begann.

    Es gipfelte darin, dass wir ihn in ein Zimmer sperrten, um das Chaos zu begrenzen.

    Dort fand er eine Möglichkeit, weiter nach dem Stein zu suchen und beruhigte sich sehr schnell.


    Wahrscheinlich hatte er darüber nachgedacht und sich sehr geärgert?



    Er dreht eigentlich nur zu Hause durch. Außerhalb machte er das nie, bis jetzt erst letzte Woche erstmalig bei der Ergotherapie.


    Da war der Ablauf etwas anders als sonst. Er hatte (wie immer) zuerst Therapie und dann sein Bruder. Diesmal aber war er von seiner Therapie erschöpft und konnte nicht wie sonst bei der Therapie seines Bruders auch eine Aufgabe mitmachen (er bekam welche angeboten, wollte aber immer das machen, was sein Bruder machte) und akzeptierte kein Nein.


    Ich bin schließlich mit ihm aus dem Zimmer gegangen, wo er die ganze Zeit versuchte, wieder ins Zimmer zu gelangen und schließlich zu schreien begann.

    Dann bin ich mit ihm aus der Praxis raus, wo er versuchte, mittels treten, schlagen und beißen an mir vorbei in die Praxis zu gelangen.


    Sobald wir wieder drin waren, weil die Therapie seines Bruders vorbei war, hörte er auf. Er war noch aufgebracht, aber schrie nicht mehr, sondern schimpfte nur noch.



    Ich bin so ratlos, wie ich damit umgehen soll.


    Beispielsweise hat bei der Ergo gerade das Setzen der Grenze zur völligen Eskalation geführt.

    Ich kann ihm doch aber nicht immer seinen Willen lassen. In dieser Situation war es wichtig, dass sein Bruder sein Projekt unbehelligt bearbeiten konnte.

    Und es war auch wichtig für die anderen Patienten, dass Ruhe herrscht.


    Mal noch ein bisschen Beschreibung des Kindes:


    Er betreibt im Alltag sehr viel Stimming.

    Meistens durch Geräuschproduktion, aber schon auch körperlich, zB Drehen des Armes.


    Als Baby hatte er gar kein so großes Nuckelbedürfnis. Mit 1 Jahr 2 Monaten probierten wir mal (erfolglos) eine Kinderkrippe aus. Seitdem wollte er sehr sehr häufig nuckeln und das hielt sich wirklich lange.


    Er hat relativ lange und stark gefremdelt und hatte Angst vor anderen Kindern. Er hat aber stark auf Reize reagiert, insbesondere auf Lärm.

    Das hat inzwischen stark abgenommen.


    Er war ein Wunschkind und hatte eine relativ ruhige erste Zeit mit uns. Ich konnte mich voll auf ihn konzentrieren und unsere Bindung war innig.

    Etwa mit Beginn der Betreuung bei einer Tagesmutter mit 2 Jahren wurde auch sein Verhalten extrem.

    Seinen Bruder bekam er mit 3,5 Jahren. Die beiden mögen sich.


    Wir achten darauf, Zeit mit den Kindern zu verbringen. Alltagszeit, zuhören, mit ihnen spielen, sowas.


    Also, es gab keine schlechten Ereignisse von außen oder familiär.

    Einmal editiert, zuletzt von Zimt () aus folgendem Grund: Ein Beitrag von Zimt mit diesem Beitrag zusammengefügt.

  • Zimt


    Doch, ich kenn das, sogar von mir als Erwachsene, spät Diagnostizierte.


    Es ist die Macht der Hilflosigkeit.

    Sie äußert sich in einem " Entladen "


    Das Kind möchte Dir etwas zeigen, und kann nicht. Was es Dir zeigen möchte, kannst nur Du alleine herausfinden, indem Du das Kind gut beobachtest und nach Regelmäßigkeiten suchst.


    Das ist meine Meinung dazu. Ich weiss aber nicht, ob ich richtig liege ( RW )


    Liebe Grüße sagt Klarissa 👋🏻


    Ich selber wünsche mir in solchen Situationen von meinen Mitmenschen,


    Akzeptanz.


    Dass das da sein darf. Und auch nicht verhindert wird. Das muss dann raus. Das darf auf keinen Fall verhindert werden.


    So ist das bei mir.

    Einmal editiert, zuletzt von KlarissaKunst () aus folgendem Grund: Ein Beitrag von KlarissaKunst mit diesem Beitrag zusammengefügt.

  • Oh, wow, das bedeutet mir wirklich viel, endlich jemanden gefunden zu haben, der das kennt!


    Wie handhabst du das denn als Erwachsene? Kannst du mal so eine Situation bei dir beschreiben?


    Und hältst du es für möglich, dass man die Zerstörung oder das Chaos wenigstens auf bestimmte Bereiche begrenzen kann?


    Da kollidieren ja wirklich die Bedürfnisse aller miteinander.

  • So aus der Ferne könnte ich mir auch vorstellen, dass das provozierende Verhalten aus einer verspätet stattfindenden / noch nicht abgeschlossenen Autonomiephase ("Trotzphase") resultiert. Die sozial-emotionale Entwicklung ist bei Autismus ja oft verzögert, die Intensität der Gefühlsausbrüche evt. durch aufgestaute Anspannung verstärkt. Dann wäre wohl Grenzen setzen und Aushalten der Reaktion gefragt, in ruhigen Zeiten Gefühle verbalisieren üben.


    Das zweite Beispiel bei der Ergotherapie lässt mich zusätzlich an Geschwisterrivalität denken, da auch wenn die Geschwister sich mögen, das Gefühl aufkommen kann, um die Zeit / Aufmerksamkeit / Liebe der Eltern zu konkurrieren. (Meine Tochter vergöttert ihren großen Bruder beispielsweise seit jeher, und trotzdem ist da auch bei ihr eine gewisse Rivalität vorhanden.) Ich finde, du hast da genau richtig gehandelt, ihn aus der Situation raus zu nehmen.


    Das kann eine anstrengende Zeit sein für die ganze Familie. Wir sind da auch eher durchgeeiert, haben versucht, insgesamt das Anspannungsniveau niedirg zu halten, und durch Bücher, Filme ("Alles steht Kopf") und anderes die emotionale Entwicklung zu fördern. Wenn wir den Eindruck hatten, dass die Geschwisterrivalität gerade stark war, hat "Exklusivzeit" für das eifersüchtige Kind viel geholfen. Ich wünsche dir viel Kraft!

  • Wenn wir den Eindruck hatten, dass die Geschwisterrivalität gerade stark war, hat "Exklusivzeit" für das eifersüchtige Kind viel geholfen.

    Bestätigt das nicht das Kind in seinem Verhalten? Wenn es belohnt wird macht es doch beim nächsten Mal erst recht dasselbe. :/

    Hohe Zahlen bei der Editierungsanzeige zeigen nicht, dass ich permanent meine Meinung ändern würde. Ich habe nur Probleme Rechtschreib- und Grammatikfehler zu tolerieren und korrigiere diese daher, wenn ich sie sehe. Dennoch kann auch ich Tippfehler übersehen. In diesem Fall bitte ich um Nachsicht.

  • Er ist sechs Jahre.

    Aus meinem Blickwinkel probiert er aus.

    Einfach so. Ich denke nicht das er das macht um jemanden zu „ärgern“.

    Hat er schon Diagnosen?

    Die Wahrnehmung ist einfach eine andere. In seinem Fokus steht etwas anderes wie bei dem Gegenüber.


    Kannst du „vorhersehen“ wann er seine „fünf Minuten“ bekommt?

    Da vielleicht schon ein Auge drauf haben. Sich nicht in einen „Machtkampf“ einlassen.

    Wenn er das Handy zum Beispiel erwischt, sagen das es dir wichtig ist. Vielleicht das du genau jetzt jemanden anrufen musst.

    Hat er einen wichtigen Gegenstand?

    Wenn du den mal nimmst und das gleiche machst. Mit dem wichtigen Gegenstand weglaufen.

    Das er versteht, wie man sich in der Situation fühlt.

    Das funktioniert nur, wenn er das auch nicht mag, wenn sein Lieblingsteil weggenommen wird.


    Laut werden und übliche Bestrafungen waren bei unserem Sohn eher kontraproduktiv.

    Er musste verstehen lernen was wir meinen.

    Oft wusste er es einfach nicht besser.

    Er hat sich das Verhalten von anderen Menschen angeschaut. Er beobachtet sehr viel und lernt daraus.

    Mit sechs Jahren war es mit seinen Geschwistern auch nicht immer einfach. Seine Kommunikation ist eine andere.

    Viel ruhig erklären.

    Vieles haben wir einfach nicht gemacht, um nicht in die Überlastung zu gehen.

    In dem Alter hat er immer ein Lieblingsteil bei sich gehabt. Wie zum Beispiel ein Spielzeugprospekt. Mit dem hat er sich in Wartezeiten beschäftigen können.


    Sagt euer Junior etwas, warum er das macht?

    Kann er schon sagen, wenn ihm etwas nicht gefällt?

    Passieren die „fünf Minuten“ in bestimmten Situationen?

    Zu Hause scheint er sich sicher zu fühlen, darum „traut“ er sich zu Hause „Dampf“ abzulassen.

    Das ist aber aufgestaut vom Tag, der ja auch außerhalb stattfindet.


    Verlorene Dinge waren für unseren Sohn auch furchtbar. Das wird auch nicht vergessen, über Jahre.

    Für wichtige Sachen hatten wir eine bestimmte Stelle zum ablegen, damit er es besser wiederfindet.


    Zeiten sind auch wichtig bei unserem Kind.

    Er muss wissen wann etwas anfängt und wann es endet.

    Wenn sich da etwas spontan ändert, wird es für ihn anstrengend.


    Aber jeder ist anders. Das ist wichtig.

    Und jeder Tag kann anders sein.

  • Bestätigt das nicht das Kind in seinem Verhalten? Wenn es belohnt wird macht es doch beim nächsten Mal erst recht dasselbe.

    Wenn das eine nicht unmittelbar auf das andere folgt, denke ich nicht, dass Kinder den Zusammenhang bewusst oder unterbewusst bemerken. Es ist ja nicht sofort einer mit dem eifersüchtigen Kind z.B. in den Zoo gegangen (das käme dann wohl als Belohnung an), sondern wir Eltern haben gemerkt, da kommt wieder Eifersucht hoch, und haben für die kommenden Wochenenden getrennte Aktivitäten mit den Kindern geplant. Beide Kinder hatten dann jeweils ein Elternteil exklusiv für sich.

  • Achso. Ich hatte das so verstanden, dass sich zur Ablenkung ausgiebig mit dem Kind beschäftigt wird. Es also viel Aufmerksamkeit bekommt. Und Aufmerksamkeit ist ja genau das was es mit den Eifersuchtsattacken erreichen will. :/

    Hohe Zahlen bei der Editierungsanzeige zeigen nicht, dass ich permanent meine Meinung ändern würde. Ich habe nur Probleme Rechtschreib- und Grammatikfehler zu tolerieren und korrigiere diese daher, wenn ich sie sehe. Dennoch kann auch ich Tippfehler übersehen. In diesem Fall bitte ich um Nachsicht.

  • Ich gehe als Erwachsene sofort aus der Situation raus. Und das kann sogar mitten im Satz sein .


    Oder halt Vermeidung Zimt

    Einen anderen Weg habe ich noch nicht gefunden.


    Ich muss mal ein bisschen nachdenken.


    Ich schreibe noch mehr.


    Liebe Grüße sagt Klarissa 👋🏻

  • Zitat


    So aus der Ferne könnte ich mir auch vorstellen, dass das provozierende Verhalten aus einer verspätet stattfindenden / noch nicht abgeschlossenen Autonomiephase ("Trotzphase") resultiert. Die sozial-emotionale Entwicklung ist bei Autismus ja oft verzögert, die Intensität der Gefühlsausbrüche evt. durch aufgestaute Anspannung verstärkt. Dann wäre wohl Grenzen setzen und Aushalten der Reaktion gefragt, in ruhigen Zeiten Gefühle verbalisieren üben.


    Das könnte vielleicht sein.

    Ich bemerke ganz oft, dass er aufdreht, sobald ihm etwas unangenehm ist.

    Zum Beispiel, wenn ich ihn darauf hinweise, dass mir irgendwas unangenehm ist, was er gerade macht, dann macht er es manchmal genau deshalb extra oder er guckt mich an und schreit oder äfft mich nach.


    Was mich ganz arg stört, ist, dass er so oft Dinge wirft.

    Er isst Banane oder Babybel? Gut möglich, dass die Schale oder Verpackung einfach durch die Wohnung fliegt. Oder an Ort und Stelle fallengelassen wird.

    Dann bestehen wir drauf, dass er das aufräumt.

    Die Reaktion ist dann immer gleich: "Nö, mach ich nicht."

    Meine Reaktion daraufhin: "Dann bleibst du solange in diesem Zimmer, bis das weggeräumt ist. Das ist respektlos von dir und du machst mir damit noch mehr Arbeit."

    Dann macht er das meist, wenn auch nicht ohne Schimpfen oder Versuche wie: "Na gut, ich räum das weg, aber dafür machst du xy!"

    (Was ich natürlich nicht mache)


    Gefühle kann er eigentlich gut artikulieren.


    Geschwisterrivalität ist durchaus auch ein Thema, bei beiden. Sobald einer etwas hat, will der andere auch.


    Zitat

    Wenn wir den Eindruck hatten, dass die Geschwisterrivalität gerade stark war, hat "Exklusivzeit" für das eifersüchtige Kind viel geholfen.

    Das versuchen wir. Es klappt mal besser und mal schlechter - der Alltag macht es nicht immer einfach, aber wir haben es im Blick.


    Zitat

    Bestätigt das nicht das Kind in seinem Verhalten? Wenn es belohnt wird macht es doch beim nächsten Mal erst recht dasselbe. :/


    Es geht dabei um die generelle Aufmerksamkeit, nicht die in einer bestimmten Situation.

    Da ticken eigentlich die meisten Kinder gleich: Wenn sie gefühlt immer/häufig weniger Aufmerksamkeit bekommen als das Geschwister, nehmen sie auch negative Aufmerksamkeit (Schimpfen) in Kauf.

    Das war uns aber schon vor der Geburt des Brüderchens bewusst.



    Zitat

    Hat er schon Diagnosen?


    Ja. Das ASS leider nur als Verdachtsdiagnose ("dringender Verdacht" und "soll in 1-2 Jahren nochmal überprüft werden"), weil er sich im Einzelgespräch besser verkaufen kann.

    Er war aber wirklich sehr, sehr auffällig ab Kleinkindalter.


    Und dazu noch eine Entwicklungsstörung der Feinmotorik.


    Zitat

    Kannst du „vorhersehen“ wann er seine „fünf Minuten“ bekommt?


    Manchmal ja, manchmal kommt es überraschend.

    Ich weiß, dass Hunger, Müdigkeit und das Anspannungsniveau einen großen Einfluss haben. Oftmals stehe ich aber trotzdem vor einem Rätsel.


    Zitat

    Hat er einen wichtigen Gegenstand?

    Wenn du den mal nimmst und das gleiche machst. Mit dem wichtigen Gegenstand weglaufen.

    Das er versteht, wie man sich in der Situation fühlt.

    Das funktioniert nur, wenn er das auch nicht mag, wenn sein Lieblingsteil weggenommen wird.


    Das habe ich schon versucht. Es kommt dann zum Austausch, er beschwert sich auch fürchterlich, aber trotzdem macht er es zu einem späteren Zeitpunkt wieder.



    Bestrafungen machen wir eigentlich gar nicht. Also nicht sowas wie "Du hast jetzt drei Tage Tabletverbot!" oder die Richtung.

    Wir erklären eigentlich und sagen, welche Konsequenzen es gibt.


    Ein Beispiel:


    Wir schlafen alle im Schlafzimmer, die Betten (jeder hat sein eigenes) sind nebeneinander geschoben. (4 Leute, Dreizimmerwohnung, Kinderzimmer sehr schmal geschnitten).

    Wenn wir also im Bett liegen und schlafen wollen und er laut ist und die ganze Zeit zappelt, dann sagen wir, dass wir so nicht schlafen können und er entweder leise macht oder auf einer Matratze in einem anderen Zimmer schlafen muss.


    Zitat

    Sagt euer Junior etwas, warum er das macht?


    Nein. Wenn wir darüber mit ihm reden wollen, antwortet er einfach nicht oder redet über etwas völlig anderes. (Z.B. "Was würde passieren, wenn ein Stein auf den Schienen liegt und ein Zug darüber fährt?")


    Zitat

    Kann er schon sagen, wenn ihm etwas nicht gefällt?


    Ja, das kann er und macht es auch, aber er macht es nicht in jeder Situation. (Er hat sehr früh mit Sprechen begonnen und auch sehr früh komplexe Sätze gebildet, hat aber auch sehr viel echolalisch kommuniziert)


    Zitat

    Passieren die „fünf Minuten“ in bestimmten Situationen?


    Oftmals ja, bei Hunger, Müdigkeit und Anspannung.


    Es ist aber wirklich schwer, gegenzusteuern. Gerade beim Essen will er oftmals nichts essen oder wenn, dann Süßes. Bis wir etwas in ihn hineinkriegen, das ihn vernünftig sättigt, ist er meistens schon etwas drüber.


    Müdigkeit ist auch so ein Ding: Er sagt oft, dass er erschöpft und müde ist und rennt zwei Minuten später los, weil er einen interessanten Stein entdeckt hat.

    Wir sagen, er soll sich ausruhen, aber er weigert sich- außer, er darf dabei Tablet gucken. Zuviel Tablet ist aber auch keine gute Idee. Vorlesen mochte er mal, aktuell leider nicht mehr.

    Dann legt er sich wieder bei jeder Gelgenheit hin und im nächsten Moment springt er wieder auf.



    Zitat

    Zeiten sind auch wichtig bei unserem Kind.

    Er muss wissen wann etwas anfängt und wann es endet.

    Wenn sich da etwas spontan ändert, wird es für ihn anstrengend.


    Wir versuchen, eine gewisse Routine beizubehalten, aber das ist nicht immer einfach. Die Uhr kann er noch nicht lesen, aber wir geben ihm schon so Vorgaben wie "Wenn der große Zeiger auf der 12 ist" oder "Nach dem Abendessen"





    @Klarissa, danke!

  • Bestrafungen machen wir eigentlich gar nicht.

    Vielleicht ist gerade das das Problem. Kinder brauchen zwingend Grenzen und die muss man auch durchsetzen. :/


    Wir erklären eigentlich und sagen, welche Konsequenzen es gibt.

    Es gibt ja scheinbar keine? Oder welche Konsequenzen meinst Du? Kapiert er die überhaupt?

    Hohe Zahlen bei der Editierungsanzeige zeigen nicht, dass ich permanent meine Meinung ändern würde. Ich habe nur Probleme Rechtschreib- und Grammatikfehler zu tolerieren und korrigiere diese daher, wenn ich sie sehe. Dennoch kann auch ich Tippfehler übersehen. In diesem Fall bitte ich um Nachsicht.

  • Ich hab doch danach ein Beispiel geschrieben. Natürlich kommt er mit schlechtem Verhalten nicht einfach durch.

    Aber er kriegt keine Strafen im Sinne von Tabletverbot, Hausarrest oder sowas.


    Also Beispielsweise: Er macht Unordnung - er muss es aufräumen.

    Das ist keine Strafe, aber eine sinnvolle Konsequenz, die ich ihm auch erkläre.



    Ich denke schon, dass er das kapiert.

  • Also Beispielsweise: Er macht Unordnung - er muss es aufräumen.

    Das ist keine Strafe, aber eine sinnvolle Konsequenz, die ich ihm auch erkläre.

    Aber da weigert er sich doch wenn ich das richtig verstanden habe?

    Hohe Zahlen bei der Editierungsanzeige zeigen nicht, dass ich permanent meine Meinung ändern würde. Ich habe nur Probleme Rechtschreib- und Grammatikfehler zu tolerieren und korrigiere diese daher, wenn ich sie sehe. Dennoch kann auch ich Tippfehler übersehen. In diesem Fall bitte ich um Nachsicht.

  • Etwa mit Beginn der Betreuung bei einer Tagesmutter mit 2 Jahren wurde auch sein Verhalten extrem.

    Könnte da etwas vorgefallen sein?


    Mir kam jetzt nach längerem Nachdenken noch eine Idee.

    Er hat ja nur die Verdachtsdiagnose ASS, richtig? Habt Ihr ihn mal auf ADHS untersuchen lassen?

    Weil ich hatte mal eine Freundin mit ADHS. So wie sie erzählte hat sie als Kind auch nicht gehört und mit aller Gewalt durchsetzen wollen was sie wollte. Damals gab es noch die Prügelstrafe (sie ist noch ein Jahr älter als ich) aber auch diese bewirkte nur, dass sie noch mehr "dagegen" ging.

    Rückblickend war wohl ADHS das Problem.

    Hohe Zahlen bei der Editierungsanzeige zeigen nicht, dass ich permanent meine Meinung ändern würde. Ich habe nur Probleme Rechtschreib- und Grammatikfehler zu tolerieren und korrigiere diese daher, wenn ich sie sehe. Dennoch kann auch ich Tippfehler übersehen. In diesem Fall bitte ich um Nachsicht.

  • Ja, er weigert sich, aber er darf so lange nicht aus dem Zimmer oder spielen, bis er das erledigt hat.

    Das funktioniert.


    ADHS wurde ausgeschlossen. Wir waren bei einer Fachärztin dafür. Die hat ihn gesehen und ist sofort auf Autismus umgeschwenkt.


    Bei der Tagesmutter war eigentlich alles okay. Er hatte anfangs Angst vor den anderen Kindern, hat sich nach und nach aber eingefügt. Am besten war es, als er mit 3 der Älteste war.

  • Ich hatte als Kind einen ganz starken Erkundungsdrang an Dingen wie sie funktionieren. Auch als sehr kleines Kind.


    Wenn mir dann Regeln aufgezeigt wurden, die mich daran hinderten, dann bin ich leider extremst ausgetickt. Dann prasselten alle Emotionen auf einmal auf mich ein.


    Ich musste erkunden. Meine Eltern haben mich glücklicherweise irgendwann einfach gehen lassen. Und sind nicht mehr dagegen an. Ich gehe auch heute noch über Grenzen. Ich muss das gelegentlich spüren. Das ist eine Ersatzbefriedigung. Für die vielen Dinge, die nicht gehen.


    Ich bin auch häufig so ausgetickt, wenn ich einfach nur in Ruhe gelassen werden wollte, mich bedrängt fühlte. Und das nicht sagen konnte. Auch das ist heute noch so. Doch heute kann ich eher vorher aus der Situation raus.


    Du möchtest ein konkretes Beispiel. Da muss ich weiter überlegen. Zimt


    Liebe Grüße sagt Klarissa 👋🏻

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